29. März 2007

Wer kauft unseren Stadion-Namen?

Der Hamburger Sportverein war der erste Bundesliga-Verein, der den Namen seines Stadions (des "Volkspark-Stadions") für gut 18 Mio Euro an AOL für 5 Jahre verkaufte. Die Entrüstung hat sich längst gelegt, da auch andere Vereine inzwischen ihre Stadion-Namen verkauft haben (siehe meinen Post vom 9. Januar 2007).

Jetzt hat der HSV wieder zugeschlagen: die "AOL-Arena" wird ersetzt durch "HSH Nordbank Arena" und bringt für 6 Jahre ca. 25 Mio Euro ein. Schade, dass unsere Weimarer Mannschaft "SC 1903 Weimar" nur in der Thüringen-Liga spielt. Mit dem Stadion am Lindenberg und seinen 8.000 Plätzen ist wohl zu wenig Staat zu machen - ob da wohl AOL anspringen würde? Aber vielleicht steigt einer unserer hiesigen Sponsoren ein? Wie wär`s mit "Hammerschenke-Arena" oder "Ehringsdorfer Kessel"?

Schneeberg




Fotos: Peter Rost

Wir treffen uns regelmäßig mit A. und E., wechselseitig in den jeweiligen Heimatorten. Diesmal war unser Besuch in Silberstrasse fällig und natürlich war es wieder ein entspannendes, trotzdem aber interessantes Wochenende. Obligatorisch bereits ein Besuch in Schneeberg, diesmal im Museum für bergmännische Volkskunst mit Bergmannsausrüstungen, Schaubergwerken und Weihnachtspyramiden sowie einer Sonderausstellung mit Spitzen aus Brügge.
Seit unseren wiederkehrenden Besuchen in Zwickau und Schneeberg haben wir unseren Weihnachtsbaumschmuck vollständig auf traditionelle erzgebirgische Schnitzkunst umgestellt, was sich wiederum gar nicht kitschig oder volkstümelnd darstellt, sondern unseren Ansprüchen auch gestalterisch genügt.

Abends dann wie immer lebhafter Gedankenaustausch, Gespräche und Nachbearbeitung der Claudel-Ausstellung in Apolda vom Oktober 2006, die wir gemeinsam besuchten, mit dem Film von Bruno Nuytten mit Isabelle Adjani und Gerard Departieu. Am Sonntag eine Wanderung oberhalb Schneeberg durch Waldpartien, die während der diesjährigen Frühjahrsorkane arg in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Überall Windbruch, teilweise bereits aufgearbeitet; aber die aus dem Waldboden gerissenen Wurzelbereiche der großen Fichten lassen uns die gewaltigen Kräfte ahnen, die hier gewirkt haben. An einem kleinen Waldsee ein wohltuend ruhiges Bild, nur ein paar Enten dösen im frühen Morgenlicht noch vor sich hin.
A. und E. haben sich hier einen Alterssitz am Eingang zum Erzgebirge geschaffen; aber auch Weimar liegt unweit des Thüringer Waldes - die Parks und Wälder südlich der Stadt leiten zum Mittelgebirge über und die neue Thüringer-Wald-Autobahn bringt uns in einer halben Stunde nach Oberhof und zum Rennsteig.
Im Sommer werden wir dann wieder den Gegenbesuch empfangen, unsere neue Gästewohnung steht bereit.

23. März 2007

"FRiSCH" - Schüler machen Zeitung

Beim Aufschlagen der FR vom 20. März fiel mir eine Beilage in die Hände, die auf den ersten Blick wie eine der üblichen Anzeigen-Beilagen wirkte. Schon halb auf dem Weg in den Papierkorb sah ich etwas genauer hin: da schreibt Sönke Reimers, Geschäftsführer der FR über ein Zeitungsprojekt "FRiSCH" - Frankfurter Rundschau in der Schule", das bereits seit vergangenem Sommer die Zeitung unterrichtsbegleitend den Schulen als kostenloses Arbeitsmittel zur Verfügung stellt. Das starke Interesse der Schüler führte sogar zur Gründung einer FR-Jugendredaktion.
Und diese Jugendredaktion schwärmte im Februar aus, um beim Unternehmen McDonald´s, einem der Hauptsponsoren des Projektes, hinter die Kulissen zu schauen. Wörtlich: "Diese Beilage wurde von unseren FRiSCH-Schülerreportern eigenständig redaktionell erstellt. Die Möglichkeit dazu hat ihnen der Wirtschaftspartner des Projektes, McDonald´s Deutschland, gegeben." Und weiter: "Mit vielen kritischen Fragen und großem journalistischen Eifer sind die an die Sache herangegangen."

Natürlich habe ich mir daraufhin die acht Seiten etwas näher angesehen. Und das Ergebnis: Es handelt sich unzweifelhaft um eine Werbepublikation für McDonald´s. Dafür spricht auch der unverblümte Vermerk auf der ersten Seite: "Eine Anzeigen-Beilage von McDonald´s." Da ist es mit der kritischen Recherche nicht weit her, wenn Vorstandsvorsitzender, Personalchef und Direktor Marketing dieses Projekt für die geschönte Darstellung der Unternehmenspolitik nutzen. Nicht nur, dass hier Werbung und PR mit Journalismus vermischt wird, besonders empörend ist der Mißbrauch der jugendlichen Begeisterung und des Interesses der Schüler an der journalistischen Arbeit für die Selbstdarstellung eines Konzerns. Eine an sich gute Sache wie das Projekt "Zeitung in der Schule" mit der Chance für die Schüler zur eigenen Gestaltung journalistischer Themen und dem Heranführen an die Medien-Branche wird so zur Farce.
Originalton Reimers:" Gemeinsam (mit McDonald´s !) konnten wir unserem Anspruch gerecht werden, Jugendliche zu fördern, ihr Urteilsvermögen zu schärfen und ihr Interesse an kritischem Journalismus zu erfüllen." Wenn das nicht ein zynisches Programm für eine angeblich linksliberale Tageszeitung ist !

Die Praxis der Tageszeitungen, die Seiten zunehmend mit solchen vom normalen Zeitungstext schwer zu unterscheidenden Anzeigen-Beilagen zu füllen, stößt bei mir auf immer weniger Gegenliebe und wird wohl eines Tages dazu führen, daß ich mir das tägliche Tageszeitungs-Werbe-Blatt erspare. Dazu kommt, daß infolge der sich ständig vermehrenden Aufkleber auf den Briefkästen "Keine Werbung !" immer öfter Werbung direkt der Zeitung beigelegt wird, so daß man ihr nur noch durch Abo-Kündigung ausweichen kann.

21. März 2007

Im Märzen der Bauer...



Foto: 21.03.07, 12:00 Uhr MEZ

Am 21. März um 01:07 Uhr MEZ überschreitet auf dem Weg nach Norden die Sonne den Äquator. Tag und Nacht sind gleich lang (je 12 Stunden) - diese Tagundnachtgleiche ist der Frühlingsanfang auf der Nordhalbkugel der Erde. Vor diesem astronomischen Frühlingsanfang liegt allerdings der sogenannte meteorologische Frühlingsanfang, den die Weltorganisation für Meteorologie der Vereinten Nationen wie auch den Beginn aller anderen Jahreszeiten aus Vereinfachungsgründen auf den Monatsbeginn, also auf den 1. März vorverlegt.

Ausgerechnet zum Frühlingsanfang meldet sich in diesem Jahr der Winter zurück, wenn auch nur kurzzeitig. Bisher war das Wetter seit Anfang Februar frühlingshaft warm und trocken, im Garten leuchteten bereits die Frühlingsblüher und der erste Schwung mit Schneeglöckchen und Krokus ist bereits verblüht. Da senkt sich plötzlich Schnee auf die bunte Pracht und die quellenden Knospen.
Dies scheint aber nicht neu zu sein: In seinem humorvollen Buch "Das Jahr des Gärtners" schreibt Karel Capek:

"Der Gärtner kann nichts anderes tun, als jeden Abend auf den Wetterbericht... zu lauern, die Hochdruckgebiete über Skandinavien und die Störungen über Island zu verwünschen. Denn wir Gärtner wissen, woher der Wind weht....
Aber trotz dieser schlechten Erfahrungen mit dem Wetter heißt der Gärtner Jahr für Jahr den Frühling willkommen und weiht ihn ein, und das gibt wiederum Zeugnis von dem unverwüstlichen, unwandelbaren Optimismus des menschlichen Geschlechts."

19. März 2007

Ein verregnetes Wochenende


Am 17./18.03.07 waren S. und ich Teilnehmer einer Klausurtagung des GEW-Kreisvorstandes (Lehrergewerkschaft) in Trebgast in Franken. Der Prospekt versprach:

"Idealer Urlaubsort; Badesee, Tennisplätze, Naturbühne und herrliche Wanderwege in der Nähe sorgen rund ums Jahr für Erholung und Abwechslung."

Davon war leider zur Jahreszeit (der Frühlingsanfang steht vor der Tür) nichts zu sehen. Dichte Bewölkung mit feinem Nieselregen nahe der Null-Grad-Grenze ließ in den Konferenzpausen nur kurze Ausgänge zu, die Hauptsensationen waren noch geschlossen. So blieb nur Gasthof und Metzgerei Friedrich, "der Familienbetrieb mit persönlicher Atmosphäre" in der Kulmbacher Straße. Die vorangegangene Besichtigung des Biermuseums in Kulmbach haben wir mit Geschick verpasst.
Trotzdem: nette Geselligkeit im Kreis der Kreisspitze. Auf der Rückfahrt ein Abstecher nach Coburg, um zu sehen, was aus unserem Projekt der Marktplatzneugestaltung geworden ist.

13. März 2007

Die Farbe Blau


Bei der Gestaltung meiner zur Zeit im Entwurfsstadium befindlichen Homepage habe ich mich für die Grundfarbe Blau entschieden. Letzten Anstoss dazu gab ein Beitrag im Kulturjournal des NDR am 12.03.07 über das Plattenlabel ACT und eine Ausstellung anläßlich seines 15-jährigen Jubiläums - die Ausstellung in der Weserburg, Museum für Moderne Kunst, Bremen heißt "Paint it Blue" und zeigt 60 zeitgenössische Werke aus der ACT Art Collection des Labelchefs Siegfried Loch. Der Titel "Paint it Blue" geht auf eine von Siegfried Loch 1996 animierte Aktion in Blau zurück mit dem Jazzmusiker Nils Landgren und dem Künstler Rolf Rose im Studio des Künstlers. Von 1997 existiert eine CD "Paint it Blue" (ACT 9243-2), die eine der erfolgreichsten Jazz-CD´s des Jahres war und mit den nachfolgenden ca. 100 Konzerten des Jazz-Posaunisten Nils Landgren dessen Durchbruch in Deutschland brachte.

Die Farbe Blau ist im Jazz kaum wegzudenken: allein das Platten-Label "Blue Note" hat Kultstatus und suggeriert die Wirkung der Farbe auch im Verbalen.
Blau versetzt in einen Zustand des Träumens, die Farbe stimmt sehnsüchtig, sie wirkt beruhigend und führt zu einer ernsthaften Sicht der Dinge nach innen. Die Farbe Blau gilt als Farbe des Gemüts und stimmt positiv. Die Blaue Blume der Romantik galt als Symbol des Aufbruchs zur Erfüllung von Sehnsüchten, aber auch als Symbol des Findens des eigenen persönlichen Glücks und Lebenssinnes. Das Denken an die Farbe löst Sehnsüchte und eine träumerische Stimmung aus und erzeugt gleichzeitig Geborgenheit und Ruhe.
Franz Marc gab mit seinen blauen Pferden und den anderen Tierdarstellungen den Geschöpfen der Natur die Seele zurück. Nicht zuletzt der "Blaue Reiter" war programmatisch gedacht.
Für eine Webseite, die sich mit Architektur, Kunst und Musik (Jazz) auseinandersetzt, passt also diese blaue Farbe.

Noch ein Wort zu Siegfried Loch: Er ist neben seiner Tätigkeit als Musikproduzent seit Jahrzehnten auch ein begeisterter Kunstsammler. Immer wieder hat er Brücken geschlagen zwischen Musik und bildender Kunst. Sein großes Interesse für bildende Kunst schlägt sich sichtbar auch in der Covergestaltung seines Labels ACT nieder.

12. März 2007

"Augenlust" - Die Sammlung Granville in Apolda


Georges de La Tour: Der Lampenausbläser
Um 1640. Öl

Wieder hat das Kunsthaus Apolda Avantgarde eine interessante Ausstellung zusammengestellt - ausgewählt wurden Werke des 17. bis 20. Jahrhunderts aus der Privatsammlung von Pierre und Kathleen Granville im Museé des Beaux-Arts de Dijon. Der gestrige Sonntagmorgen mit frühlingshaftem Sonnenschein, aber noch Temperaturen um die Null Grad war bestens geeignet für einen Besuch und so ging es gleich nach dem Frühstück nach Apolda. Besonders beeindruckten ein kleiner Juan Gris, eine Plastik Rodins und ein wunderbarer Minotaurus von Picasso, der auch das Plakat zur Ausstellung schmückt.

Aus dem Text des Flyers:
"Als Pierre und Kathleen Granville im Jahre 1948 beschlossen, eine Sammlung französischer Kunst des 17. bis 20. Jahrhunderts aufzubauen, verfügten sie nur über bescheidene Ankaufsmittel, aber über einen außergewöhnlichen Sachverstand.... Beim Tod von Pierre Granville im Jahre 1996 umfasste ihre hochkarätig bestückte Privatsammlung über 900 Werke der Malerei und Bildhauerei, die als Stiftung den Hauptbestand des renommierten Kunstmuseums der Stadt Dijon bilden."

Die Ausstellung läuft noch bis 25. März 2007.