22. Februar 2007

Nostalgie im Musik-TV - öffentlich-rechtlich und privat

Die Rückschau auf die 50er bis 70er Jahre macht im Fernsehen auch vor Schlager und Popmusik nicht halt. Am Freitag, 16. Februar 2007 konnte man im Direktvergleich zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Fernsehen die unterschiedliche Vermarktungsstrategie der Sender studieren: bei RTL lief von 21.15 bis 23.00 Uhr die "ultimative Chart Show - Die erfolgreichsten Stars der 70er Jahre" in der Moderation von Oliver Geissen und der NDR zeigte als Zuschauer-Hitparade "Die schönsten Love-Songs" von 22.10 bis Mitternacht. Schon die Ankündigung im Programmheft zur RTL-Show "... T.Rex und Sweet sorgen für die passende musikalische Kulisse" sollte die interessierten Fernsehzuschauer eigentlich warnen: "Kulisse ?" Tatsächlich waren die Gruppen und ihre Musik nur Kulisse; mit ständigem nichtssagenden Hereingequatsche durch Fernsehprominenz in Einblendungen von links und rechts wurden die sowieso nur kurz angespielten Titel regelrecht zerhackt und von der Musik blieb nur "Kulisse". Da war sich auch Günther Jauch nicht zu schade, seinen 2-Sekunden-Kommentar zu liefern. Der reduzierte sich meist geistreichend und vielsagend auf Aussagen wie "Toll, wie die Jungs spielen !" oder "Dieser Titel zieht immer noch !".

Ganz anders im NDR: Die Titel wurden komplett gespielt, die Gruppe gezeigt und, um Langeweile zu vermeiden, zwischendurch Tanzpaare zur laufenden Musik "als Kulisse eingeblendet", was dem Genuss des Hörens und Sehens keine Abbruch tat. Als ehemals selbst in der Musikerszene verwurzelt will ich die Musiker in langen Einstellungen sehen und nicht ständig durch Kameraführung und Schnitt irritiert werden. Längere Einzelaufnahmen der Musiker wechselten mit der Totalen ab, da kann man die Musiker nicht nur hören, sondern auch sehen. Dazu gekonnte Einlagen - Joja Wendt, der Mann, der auch im Liegen Klavier spielt (diesmal Gershwin´s "Rhapsody in Blue" rückwärts liegend) - und Hintergrundinformationen zu den Titeln und Kurzgespräche mit den Musikern (Foodsgarden) machten die Sendung interessant. Dazu kam eine sorgfältige Auswahl der Aufnahmen: Peter Maffey mit "Sonne in der Nacht" hat mich noch nie vom Hocker gerissen, aber immerhin mit einigem Aufmerksamkeitswert die Version unplugged zu dritt - 2 Gitarren und Perkussion - immer besser als das große Video. Musiker lieben solche Aufnahmen. Und die Stones: mit "Angie" und Blümchen an den Gitarren. Lediglich Grönemeyer kann mich nicht erwärmen, seine Texte sind immer unverständlich genuschelt, er singt nicht, sondern grönemeyert nur.

Natürlich lassen die Konzeptionen der Sendungen auf ein verschiedenes Publikum schließen: RTL setzt offenbar auf ein junges Publikum, dem die Musik der 70er Jahre sowieso nichts mehr sagt und deshalb diese auch nicht mehr lange erträgt. Der schnelle Schnitt der Sendung ähnelt aber den zwischendurch eingeblendeten Werbeblöcken so sehr, dass kein Unterschied mehr zwischen Werbung und Sendebeitrag erkennbar wird. Beides geht nahtlos ineinander über - leider wird diese Form allzu oft angewandt und das private Fernsehen wird damit immer mehr zur Verkaufsschau. Man soll sich nur nichts vormachen: Dazu wurde es ja gegründet !

Meine Schlussfolgerung: Wegzappen !

15. Februar 2007

Ein Nachtrag zur Ausstellung Margaretha Reichardt

Die Werkstatt 1994

Am 03. Februar 2007, 11.00 Uhr begann die Vernissage im Kellergewölbe der Stadtbücherei Weimar. Die ausgestellten Werke stammen aus allen Schaffensperioden, überwiegend Gobelins. Besonders reizvoll die abstrakten Motive und geometrischen Formen. Kurze Reden würdigten die Künstlerin zu ihrem 100. Geburtstag (tatsächlich geboren am 06. März 1907 in Erfurt, gestorben am 25. Mai 1984 in Erfurt-Bischleben). Unter den Teilnehmern der Vernissage waren auch ehemalige Schülerinnen der Meisterin, deren Erinnerungen an die Arbeit und das Zusammenleben in der Weberei in Erfurt-Bischleben zeigten, wie Margaretha Reichardt den Lehrlingen und Gesellen die in den Jahren am Bauhaus und darüberhinaus erworbene und erfahrene geistig-kulturelle Bildung vermittelte.

Im Anschluss konnten noch in den oberen Räumen der Bibliothek zwischen den Buchregalen ausgestellte Bilder des Malers Harry Schmidt-Schaller (1913 - 1988) besichtigt werden.
Das Wohnhaus und die Weberei in Erfurt-Bischleben wollen wir im Frühjahr 2007 bei besserem Wetter als dem gegenwärtigen besuchen.