20. Dezember 2009

Weltklimakonferenz und Albert Schweitzer

Gegenwärtig wird ein wohl mittelmäßiger Film über Albert Schweitzer und sein Urwaldhospital in Lambaréné in den Kinos gestartet; allein drei Biografien über ihn erscheinen. Was hat er mit der so grandios gescheiterten Klimakonferenz in Kopenhagen zu tun?

Man sollte sich an seine Thesen erinnern: Ein kleines Büchlein des Union Verlag Berlin 1974 (7. Auflage) liegt vor mir: Albert Schweitzer, "Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben". Dieses Buch entstand auf Grund eines Vorschlages von Gerald Götting bei seinem Besuch im August 1961 in Lambaréné.

Ein Vortrag in der französischen Akademie der Wissenschaften am 20. Oktober 1952 beginnt so:
"Das, was wir nach einem dem Griechischen entlehnten Wort Ethik und nach einem dem Lateinischen entnommenen Moral nennen, besteht ganz allgemein in dem rechten menschlichen Verhalten. Nicht nur unser eigenes, sondern auch der anderen Wohl, wie auch das der menschlichen Gesellschaft, hat uns zu beschäftigen."

Aus dem Klappentext:
"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will." Mit dieser These dringt Schweitzer zu der Idee vor, in der sich Welt- und Lebensbejahung und Ethik miteinander vereinen. Der Begriff "Ehrfurcht vor dem Leben", im Denken begründet, wird zum Grundpfeiler, auf dem alle Kultur ruhen soll. Nur die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben ist vollständig, denn sie hat es nicht nur mit dem Verhalten des Menschen zu seinem Mitmenschen zu tun, sondern weitet den Kreis der Solidarität auf alle Geschöpfe aus. In dieser von der Liebe gebotenen Gesinnung liegt eine ungeheure Verantwortung des Menschen für die Welt."

Von dieser Verantwortung war wohl nichts zu spüren in Kopenhagen; was sollte man aber auch von Politikern erwarten, die von Interessen geleitet werden? Hätten sie mal alle dieses kleine Büchlein in der Tasche gehabt und ab und zu ihre Handlungs- und Entscheidungs- anleitung daraus bezogen, es wäre wohl anders gekommen.

13. Dezember 2009

75 Jahre "Vater und Sohn"

Vor 75 Jahren, am 13. Dezember 1934, erschien in der "Berliner Illustrierten" die erste Geschichte der Serie "Vater und Sohn", die bis 1937 drei Jahre lang wöchentlich Kindern und Eltern Freude bereitete. Unter dem Pseudonym "e.o.p." (e.o.plauen) verbarg sich der Zeichner und Illustrator Kurt Erich Ohser, der lange Zeit mit Erich Kästner befreundet war und mit ihm gemeinsam arbeitete.


Nachdem Kästners Werke von den Nazis am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz verbrannt wurden, wurde Ohsers Gesuch um Aufnahme in den "Reichsverband der Deutschen Presse" 1934 zuerst abgelehnt, später die Ablehnung aber zurückgenommen und so konnte ab 1934 durch Unterstützung des Ullstein-Verlages die Serie in der "Berliner Illustrierten" erscheinen. 1937 kam aber das Ende für die Veröffentlichung.
Erich Ohser machte
aus seiner Abneigung gegen das NS-Regime kein Hehl, und so wurde er 1944 durch Denunziation bei der Gestapo verhaftet. Unter nicht ganz geklärten Umständen nahm er sich in der Nacht vom 5. zum 6. April 1944 in der Untersuchungshaftanstalt Alt-Moabit das Leben und kam damit einem Prozess vor Freislers berüchtigtem Volksgerichtshof zuvor.

Neben seiner weltbekannten Bildgeschichten von "Vater und Sohn" hinterließ er ein weitgespanntes Spektrum künstlerischer Arbeiten (Karikaturen, freie Arbeiten, Landschafts-, Akt- und Tierstudien und Porträts seiner Zeitgenossen). 2003 wurde anlässlich des 100. Geburtstages (am 18. März 1903) eine Bildgeschichte für einen Briefmarken-Kleinbogen der Post ausgewählt. Sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Plauen, in unmittelbarer Nachbarschaft seines Sohnes.
Die "Stiftung e.o.plauen" ist zu erreichen über
www.e.o.plauen.de/site/eostiftung.htm .

7. Dezember 2009

40. Todestag Claude Dornier

Foto: Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt

Am 5. Dezember jährte sich zum 40. Mal der Todestag des Flugzeugkonstrukteurs Claude Dornier. Im Post vom 20. Oktober 2009 habe ich über den Do X - Rekordflug berichtet; heute nur kurz zum Konstrukteur dieses Flugzeuges.
Claude Dornier wurde am 14. Mai 1884 in Kempten geboren, er starb am 5. Dezember 1969 in Zug in der Schweiz. Dornier war Mitarbeiter des Ferdinand Graf von Zeppelin in dessen Konzern, später sogar Teilhaber und Geschäftsführer des Zweigwerkes für Flugzeugbau, aus dem sich die Dornier-Werke entwickelten. Berühmt wurden seine Flugboote: der Wal, der Superwahl, die Do 18 und das damals größte Flugzeug, die legendäre Do X. Während des Krieges wurden vorwiegend Militärflugzeuge für die Luftwaffe produziert. Nach dem 2. Weltkrieg schuf Dornier die Do
25, einen Senkrechtstarter (STOL-Flugzeug), das aber über die Erprobung nicht hinaus kam.

Die Dornier-Wal-Flugboote wurden auch im Südatlantikverkehr eingesetzt: die Karte erschien anlässlich der 200. Südatlantiküberquerung:

Standardwerk über Collagen

Erst neulich habe ich antiquarisch endlich das Standardwerk über Collagen erstanden:


Herta Wescher
Die Geschichte der Collage
Vom Kubismus bis zur Gegenwart
Verlag M. DuMont Schauberg 1974
(Gekürzte und aktualisierte Sonderausgabe der 1968 erschienenen Originalausgabe
Bearbeitung: Karin Thomas)
DuMont Dokumente
ISBN 3-7701-0783-7
393 Seiten, zahlr. Abb. im Text und 203 Abb. auf Tafeln

Mit umfangreicher Einführung, Beiträgen zur Collage des Kubismus, Futuristen, des Dadaismus, der Surrealisten, der Konstruktivisten und einer Darstellung der Entwicklung in den letzten Jahrzehnten.

6. Dezember 2009

Alternativer Nobelpreis an David Suzuki

David Suzuki, 73, Genetiker, Buchautor, TV-Moderator und Kanadas berühmtester Umweltaktivist, erhielt an diesem Freitag in Stockholm den Alternativen Nobelpreis. In einem von D.Esslinger übersetzten kurzen, aber sehr lesenswerten Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 04. Dezember 2009 hat er seine Thesen zusammengefasst:

David Suzuki:
Die Grenzen des Menschen
Er zieht Zäune um sein Eigentum und glaubt, die Gesetze der Ökonomie seien mindestens so wichtig wie die der Ökologie
(zum Artikel auf die Überschrift klicken)

5. Dezember 2009

Collagen aus den 80ern

In den 80er Jahren habe ich viele Collagen fabriziert, allerdings in anderer Art als heute. Hier drei Beispiele:

Anfang 80er Jahre:

28.10.1979 Tarzan (Ausschnitt):


28.02.1982 Kopf:

"Kreativwirtschaft"

In den Post´s zur Stadtentwicklung (Hamburg, Berlin) habe ich auf ein neues Potential für Immobilienstandorte aufmerksam gemacht: die Umwandlung ehemaliger Problemquartiere in lebenswerte Stadtviertel durch die Ansiedlung von Künstlern und anderen kreativen Bewohnern ("Dekokirschen"). Das soll nun auch im Ruhrgebiet im Zusammenhang mit Iniativen zur Kulturhauptstadt Ruhr 2010 die Grundlage für eine Wertsteigerung der Immobilien nach dem Kulturhauptstadtjahr schaffen und durch den Zuzug kreativer Unternehmen eine neue Perspektive eröffnen.
Hans-Ludwig Brauser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung der Metropole Ruhr: "Die Kreativwirtschaft ist eine Wachstumsbranche, das wird von vielen Menschen noch immer unterschätzt."
Nur sollten sich alle im klaren sein, vor allem die kreativen Partner, dass es sich immer um eine temporäre Nutzung handelt bis zur rentablen Endnutzung, die dann von der Kreativbranche nicht mehr finanziert werden kann. Den Nutzen hat langfristig der Immobilieneigentümer, der hohe Anfangsinvestitionen für die Vermietung spart und die Verwahrlosung von Leerstandsobjekten verhindert. Zynisch klingt dabei das Wort vom "Endzeitcharme" leerstehender ehemaliger Industrieobjekte, von dem die Kreativen ja so angezogen werden.
Was bleibt, sind die späteren vergreisten Wohngebiete mit zahlungskräftigen Pensionären, während sich die Kreativen längst andere billigere Stadtviertel suchen mussten.

Eine Jugendbücherei voller Abenteuer

Im Jahr 2006 wurde in Weimar der Knabe Verlag wiedergegründet, ein Verlag, der durch seine Reihe "Knabes Jugendbücherei" mit seinen bunt illustrierten Büchern in der DDR jedem Kind bekannt war und 1984 nach dem Tod des Verlegers Wolfgang Knabe aufgelöst und an den Postreiter-Verlag Halle übergeleitet wurde. Das Stadtmuseum Weimar zeigt in einer Sonderausstellung vom 28. November 2009 bis 14. Februar 2010 eine umfassende Werkschau und Materialien zur Geschichte des Verlages, der ohne Zweifel zur Weimarer Stadtgeschichte gehört. Ein Begleitbuch von Jens Kirsten "Wurzelprinzessinnen, Detektive und eine Jugendbücherei voller Abenteuer - Die Geschichte des Gebrüder Knabe Verlages" schildert die Verlagsgeschichte, soweit sie heute noch rekonstruierbar ist (das Verlagsarchiv ist nach dem Übergang des Verlages an den Postreiter-Verlag Halle verschollen) sowie eine umfangreiche Bibliografie aller Kinder- und Jugendbücher nach 1945. Die Ausstellung wurde durch den Thüringer Literaturrat in Kooperation mit der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V., dem Stadtmuseum Weimar und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek erarbeitet. Letztere hat ihren Bestand der Buchreihe inzwischen weitgehend vervollständigt.

Gegründet wurde der Verlag 1932 als Weimarer Druck- und Verlagsanstalt Gebr. Knabe KG im Lutherhof Weimar durch Gerhard Knabe (1902 - 1961) und Wolfgang Knabe (1906 - 1983) mit finanzieller und fachlicher Unterstützung des Vaters Karl Friedrich Knabe (1884 - 1965), der bereits 1912 - 1932 beim Weimarer Panses Verlag in der Scherfgasse tätig war (dieser Verlag gab u.a. die "Allgemeine Thüringische Landeszeitung Deutschland" heraus).Nach 1945 konzentrierte sich der Gebrüder Knabe Verlag Weimar ausschließlich auf die Veröffentlichung von Kinder- und Jugendbüchern. Nach der anfänglichen Herausgabe von Kinderbilderbüchern (u.a. ein Buch mit Zeichnungen des Professors an der Staatlichen Hochschule für Baukunst Horst Michel "Das bunte Spielzeugdorf" 1947) schufen die Verleger mit "Knabes Jugendbücherei" ein unverwechselbares Konzept, das den Einfluss- und Kontrollmaßnahmen des DDR-Literaturbetriebes widerstand und eine Überlebensstrategie als privater Verlag bot. Zwischen 1945 und 1984 erschienen 256 Titel mit zahlreichen Nachauflagen von über 100 Autoren. Zu ihnen gehörten Herta Fischer, Inge Müller, Walter Conrad, Hanns Krause, Hans-Günter Krack, Martin Selber, Wolfgang Held und Rudolf Weiß. Künstler wie Walter Klemm, Fritz Lattke, Engelbert Schoner, Horst Hausotte und Hans Wiegand illustrierten Bücher und gestalteten die für die Reihe so charakteristischen Einbände. Besonders haben es mir die in der Ausstellung gezeigten Originalzeichnungen dieser Künstler angetan.

Mit der Neugründung des Verlages 2006 durch Steffen und Tim Knabe, die Enkel der vormaligen Verleger, wird eine Tradition fortgesetzt und man kann hier nur verlegerischen Erfolg wünschen.

In meiner Bibliothek findet sich ein Sonderdruck als Faksimile-Ausgabe der Weimarer Druck- und Verlagsanstalt Gebr. Knabe KG Weimar von 1941 "Theophrastus Paracelsus - PROGNOSTICATION AUFF XXIIII JAR ZUKÜNFTIG", herausgegeben vom Bibliothekar Eduard Strübing (der im Dezember 1945 wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP aus dem öffentlichen Dienst entlassen wurde) in einer einmaligen Auflage von 750 gezählten Stücken. Mein Exemplar trägt die Nummer 15 und hat im Frontispiz eine handschriftliche Widmung des Herausgebers für den "Bibliotheksdirektor Paul Ortlepp" vom 16.5.1945, der jedoch wegen seines frühen Todes dieses Amt nur wenige Monate ausüben konnte.

Ausstellung Stadtmuseum Weimar
28. November 2009 bis 14. Februar 2010
Karl-Liebknecht-Str. 5 - 9
99423 Weimar

3. Dezember 2009

20 Jahre Mauerfall - zum Zweiten

Am 10. November 2009 habe ich anläßlich 20 Jahre Mauerfall zu vergangenen bzw. bestehenden Mauern in der Welt geschrieben. Passend dazu möchte ich auf einen opulenten Text- und Bildband aufmerksam machen:

"Mauern als Grenzen"
Herausgegeben von Astrid Nunn
Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2009
216 Seiten, 83 Abb.
Gebunden 29,90 €.

Die in Würzburg lebende Altertumsforscherin Astrid Nunn und weitere Experten des Fachs erzählen die Geschichte von Grenzmauern - von der Amurriter-Mauer im Zweistromland (2032 vor Christus) bis zu den heutigen Mauern - Bagdads Sicherheitszone, die Grenze der von Marokko beanspruchten Sahara oder der Grenzmauer zwischen Israel und Palästina, die Chinesische Mauer, die Berliner Mauer, den Hadrian-Wall und den Limes. Beruhigend: Alle diese Mauern der Vergangenheit wurden irgendwann überwunden; für die noch bestehenden wünschen wir uns genau dies.

20. November 2009

"Kunst als Dekokirsche"

Eine ähnliche Problematik wie in Hamburg beschreibt Niklas Maak in der FAZ vom 18. November 2009 unter dem Titel "Fort mit dem weißen Karton". Es geht um den letzten zentralen Bauplatz in Berlin am Humboldthafen, den Wowereit mit einer neuen Kunsthalle bebauen möchte, nachdem "Alexanderplatz und Potsdamer Platz mit Shoppingmalls und Kinos zugepflastert wurden, am Pariser Platz die schweigsamen Fassaden von Banken und Botschaften dominieren, am Platz der Republik Abgeordnetenbüros und Hundehaufen."

Hier einige wörtliche Ausschnitte:
"Wo zu viel offensichtlicher Kapitalismus herrscht, wird nach Kunst gerufen. So auch hier..."
"...Die eigentliche Frage lautet: Warum schon wieder eine Kunsthalle? Warum baut man wieder den gleichen öden weißen Karton? Könnte man Kunst nicht ganz anders zeigen?..."
"...Es ist in Mode gekommen, Kunsträume als wertsteigernde Dekokirsche auf kommerzielle Immobilienprojekte zu setzen; der Künstler soll dem Quartier das Aroma urbaner Widerständigkeit geben und so der Sterilität entgegenwirken, die das Projekt erst in die Stadt bringt. Es ist verständlich, dass die Künstler da streiken; dass sie sich nicht zu den Würstchen machen lassen, zu denen Wilhelm Brandt, Pressesprecher des Immobilienentwicklers VIVICO, sie erklärt, wenn er Kunst im "Tagesspiegel" als Köder bezeichnet, um wichtige Menschen in die Stadt zu locken: "Das ist wie bei einer Wursttheke: Je größer die Auswahl, desto besser...."
"...Der Humboldthafen ist Berlins letzter Platz, an dem Architekten und Stadtplaner zeigen könnten, wie der öffentliche Raum des einundzwanzigsten Jahrhunderts aussehen und welche Rolle Kultur dabei spielen soll..."

Vielleicht sollte man in der Begriffsgeschichte auf die hellenistische Antike zurückgehen, die das Wort Museum nicht nur auf ein Haus bezog, sondern damit einen ganzen Stadtteil bezeichnete, eine "poröse, auch sozial durchlässige Struktur, eine aus offenen Räumen zusammengewachsene Kulturlandschaft, in der Künste - auch Tanz, Theater, Musik - anders aufführbar wären?..."

19. November 2009

Allianz Oberbürgermeister - Investor auch in Altenburg

Die Skatstadt Altenburg macht von sich reden. Die Städtische Wohnungsgesellschaft Altenburg (SWG) plant mit Unterstützung des OB Michael Wolf (SPD) ein denkmalgeschütztes, bisher aber unsaniertes Gebäude am Marktplatz zugunsten eines Neubaus mit Wohnungen und Einkaufsmarkt abzureißen. So will sie einen "städtebaulichen Mißstand" beseitigen. Jedoch regt sich Widerstand durch Stadtratsmitglieder von CDU und Linkspartei und auch der Bürgerschaft gegen das Projekt, da "im thüringischen Altenburg einem der schönsten Marktplätze Deutschlands die Verstümmelung droht" (FAZ). Angeblich sei die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes wirtschaftlich nicht zumutbar, die SWG will sogar für ihren Neubau keine "architektenpreisverdächtige Neubebauung".

Wolfgang Hirsch hat dazu in der TLZ vom 19.11.09 einen bissigen Kommentar veröffentlicht:
"Die Crux mit dem Denkmalschutz". Er weist auf die im Osten Deutschlands in so großer Vielzahl erhaltenen Innenstädte hin, die mangels Kriegsschäden und Geld- sowie Kapazitätsmangel während der DDR-Zeit auf uns überkommen sind und von Politikern und Wirtschaftsvertretern oft als Altlasten angesehen werden.
Wörtlich: " So haben leider viele hiesige Stadtkerne ihr gewachsenes Antlitz bewahrt und stehen dafür in den großen Reiseführern. Zumal Westdeutsche, die von Hause ja häufig durch gesichtslose Innenstädte und uniform gestaltete Einkaufspassagen verwöhnt sind, fahren gerne gen Osten - etwa um die "Deutsche Renaissance" in Altenburg zu bewundern.Trotzdem sind wir das Geschwiemel ums historische Erbe jetzt leid! Und Besucher, die womöglich im Urlaub noch Geld ausgeben, braucht eine sterbende Stadt wie Altenburg schon gar nicht. So ist es hoch an der Zeit, den Marktplatz ein für allemal zu ruinieren. Der unheiligen Allianz von Stadtspitze und Wohnungsgesellschaft ist das - Gott sei Dank - zuzutrauen."

Nun kann man nur hoffen, dass der Widerstand der Bürger und hartnäckiger Stadträte der Stadtspitze in der heutigen Ratssitzung einen Strich durch Rechnung machen. Wie sich doch die Bilder gleichen! (siehe Speyer).

16. November 2009

Heute hat Oscar Wilde Geburtstag

Der 16. November ist der Geburtstag Oscar Wilde´s, der 1854 als zweites Kind von William und Jane Wilde unter dem Namen Oscar Fingal O´Flahertie Wills Wilde in Dublin geboren wurde. Bereits der Zwanzigjährige verkündete, er wolle Dichter werden und noch dazu berühmt. "Und wenn schon nicht berühmt, dann zumindest berüchtigt." Und er wurde beides.

In meiner Bibliothek findet sich die Biografie des amerikanischen Literaturwissenschaftlers Richard Ellmann (1918 - 1987). Berühmt wurde dieser durch seine James-Joyce-Biografie (1959) und seine Arbeiten über William Butler Yeats. Eine meiner größten antiquarischen Erwerbungen war eine Ausgabe der "Salome" mit den 16 Zeichnungen von Aubray Beardsley (Deutsch von Curt Moreck) - eine Ausgabe des Verlags Heinrich Böhme Hannover 1919, gedruckt in der Offizin der Mandruck-
Gesellschaft zu München. Eine verkleinerte Ausgabe brachte der Insel-Verlag Frankfurt 1919 als Insel-Bücherei Nr. 247 heraus (Übertragung von Hedwig Lachmann).

15. November 2009

"Ohne uns!" - die Reaktion

Die "Süddeutsche Zeitung" vom 13. November 2009 vermeldet, dass sich die Stadt Hamburg mit dem niederländischen Investor "HANZEVAST" auf den Rückkauf des von Künstlern bestzten Gängeviertel geeinigt hat. Für eine Summe von zwei Millionen Euro ist der Investor bereit, diese von mehr als 200 Hamburger Künstlern seit Ende August besetzten leerstehenden Häuser im Gängeviertel wieder der Stadt zu übertragen. Ca. 150 Hamburger Architekten hatten zuvor an die Stadt und die Öffentlichkeit appelliert, "das Gängeviertel für die Künstler unter Einbeziehung ihres Nutzungskonzeptes dauerhaft zu sichern."
Die Reste des Neustädter Gängeviertels bilden mit ihren Höfen und engen Gassen ein Ensemble aus drei Jahrhunderten Baukultur. Mit dem Protest sollten die denkmalwürdigen Gebäude gerettet werden. Siehe meinen Post vom 8. November 2009.

10. November 2009

20 Jahre Mauerfall

Zum 9. November wird auf allen Kanälen der Öffnung der Berliner Mauer 1989 gedacht. Dabei wird jedoch vergessen, dass es in der Welt inzwischen viele weitere "Mauern" gibt, die ähnlich abschreckend wie die Mauer bzw. der Grenzzaun zwischen Ost- und Westdeutschland wirken sollen. Das Besondere an der Grenzsituation in Deutschland war, dass sie gegen die eigene Bevölkerung gerichtet war, während die neuen Zäune und Mauern Eindringlinge von außen abhalten sollen. "Die Zeit" Nr. 257 vom 5. November 2009 zeigt exemplarisch einige dieser neuen Grenzen:

Der Inbegriff aller Mauern: Die große Chinesische Mauer:

Die Barriere zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko:

Die Mauer um Bethlehem in Palästina:Der Grenzzaun der spanischen Exklave Melilla an der marokkanischen Küste:

Wie schön wäre es, wenn wir alle diese Mauern und Zäune nicht mehr brauchten und sie nur noch als archäologische Sensationen wie die Chinesische Mauer besichtigen würden.

8. November 2009

"Ohne uns!" Ein Künstler-Manifest aus Hamburg

Passend zu den Informationen zur Stadtentwicklung und -gestaltung veröffentlicht "Die Zeit" Nr. 46 vom 5. November 2009 das Manifest "Not in our name, Marke Hamburg" leicht gekürzt, in dem Künstler gegen die unsoziale Politik vieler Städte protestieren, die Kultur nur noch als Lockmittel für Investoren begreifen. Zu den vielen Hundert Unterzeichnern gehören Musiker, Autoren und Maler.

Hier nur einige Auszüge, die das Anliegen und die Problematik verdeutlichen:

"Ein Gespenst geht um in Europa, seit der US-Ökonom Richard Florida vorgerechnet hat, dass nur Städte prosperieren, in denen sich die "Kreative Klasse`" wohlfühlt... Viele europäische Metropolen konkurrieren heute darum, zum Ansiedlungsgebiet für diese "kreative Klasse" zu werden.
Für Hamburg hat die Konkurrenz der Standorte mittlerweile dazu geführt, dass sich die städtische Politik immer mehr einer "Image-City" unterordnet. Es geht darum, ein bestimmtes Bild von Stadt in die Welt zu setzen: das Bild von der "pulsierenden Metropole", die "ein anregendes Umfeld und beste Chancen für Kulturschaffende aller Couleur" bietet. Eine stadteigene Marketing-Agentur sorgt dafür, dass dieses Bild als "Marke Hamburg" in die Medien eingespeist wird. Sie überschwemmt die Republik mit Broschüren, in denen aus Hamburg ein widerspruchsfreies, sozial befriedetes Fantasialand mit Elbphilharmonie und Tabledance, Blankenese und Schanze, Agenturleben und Künstlerszene wird. Harley-Days auf dem Kiez, Gay-Paraden in St. Georg, Off-Kunst-Spektakel in der Hafencity, Reeperbahn-Festival, Fanmeilen und Cruising Days: Kaum eine Woche vergeht ohne ein touristisches Megaevent, das "markenstärkende Funktion" überehmen soll.

... Wir weigern uns, über diese Stadt in Marketing-Kategorien zu sprechen. ... Wir lassen uns nicht für blöd verkaufen. Wir wollen weder dabei helfen, den Kiez als "bunten, frechen, vielseitigen Stadtteil" zu "positionieren", noch denken wir bei Hamburg an "Wasser, Weltoffenheit, Internationalität" oder was Euch sonst noch an "Erfolgsbausteinen der Marke Hamburg" einfällt....

... Wir haben schon verstanden: Wir, die Musik-, DJ-, Kunst-, Theater- und Film-Leute, die Kleine-geile-Läden-Betreiber und Ein-anderes-Lebensgefühl-Bringer sollen der Kontrapunkt sein zur "Stadt der Tiefgaragen". Wir sollen für Ambiente sorgen, für die Aura und den Freizeitwert, ohne den ein urbaner Standort heute nicht mehr global konkurrenzfähig ist. Wir sind willkommen. Einerseites. Andererseites hat die totale Inwertsetzung des städtischen Raumes zur Folge, dass wir - die wir doch Lockvögel sein sollen - in Scharen abwandern, weil es hier immer weniger bezahlbaren und bespielbaren Platz gibt.

... Wir sagen: Eine Stadt ist keine Marke. Eine Stadt ist auch kein Unternehmen. Eine Stadt ist ein Gemeinwesen.

Comic "Pünktchen und Anton"

Der Künstler Walter Trier (1890 - 1951) hat alle zwölf Kinder-Romane von Erich Kästner illustriert. Seine Titelbilder wie der bekannte Titel von "Emil und die Detektive" erscheinen bereits seit 80 Jahren unverändert und sind allbekannt. Er inspiriert Künstler bis heute - zum Beispiel Isabel Kreitz. Sie hat bereits Kästners Roman "Der 35. Mai" als Comic in der Art von Walter Trier illustriert, wofür sie 2008 mit dem "Max- und Moritz"-Preis ausgezeichnet wurde. Mit "Pünktchen und Anton" ist ihr nun ein weiterer Kästner-Comic gelungen - dabei das Berlin der 20er Jahre als Hintergrund. Nach ihrer Aussage waren dafür eigene Impressionen bei Berlin-Besuchen und historische Fotos die Grundlage. "Hintergründe und Schauplätze beschäftigen mich bei der Umsetzung eines Comics mindestens so sehr wie die Charaktere."
Das bestätigt einen gewissen seit Jahren wachsenden Trend, Berlin als immer populärere Kulisse für gezeichnete Geschichten zu wählen. Das hängt wohl mit den Spuren der Geschichte in Berlin zusammen, die einen interessanten Hintergrund bieten. Der amerikanische Zeichner Jason Lutes hat Berlin "als einen Schlüssel zum Verständnis des 20. Jahrhunderts" bezeichnet.

Das neue Comic-Buch von Isabel Kreitz liegt nun vor mir - ein Geschenk meiner Tochter S., die mein Interesse für Comics kennt und zeitweise fördert.

6. November 2009

Hannah Höch 120. Geburtstag

Foto: E. Jorarro Archiv Johannes Bauersachs

"Ich möchte die festen Grenzen verwischen, die wir Menschen, selbstsicher, um alles uns Erreichbare zu ziehen geneigt sind."
Hannah Höch (1889 - 1978)


Am 1. November 1889 wird Johanna Höch in Gotha als ältestes von fünf Kindern eines Versicherungs-Direktors geboren. Nach ihrem Studium an der Staatlichen Lehranstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin avanciert Hannah Höch unter den Berliner Dadaisten zur Collage-KÜnstlerin. Ihr Verdienst ist es, die Ausdrucksmittel des Dadaismus, Collage und Fotomontage, bis zu letzt in ihrem künstlerischen Schaffen weitergeführt und präzisiert zu haben.

Gesprengte Einheit 1955

Neben Kurt Schwitters verdanke ich ihr viele Anregungen und Impulse für meine Arbeiten.

Siehe auch meine Posts vom 08.01.07, 29.05./28.06.07

5. November 2009

Kapitulation vor Chinas Bauwahnsinn

Die Stadtplanung der Zukunft ist das Thema der Konferenz "Future City - Future Bauhaus", die ab heute im Audimax und Oberlichtsaal der Bauhaus Universität Weimar tagt. U.a. sollen Chancen und Risiken asiatischer und amerikanischer Megacities diskutiert werden. Dazu passt folgende Meldung:

Die diesjährige Konferenz des "International Seminar of Urban Form", einer weltumspannenden Organisation zur Erforschung des Stadtwandels, fand in Kanton (Guangzhou) statt, einer der am schnellsten wachsenden Städte Chinas. Kanton ist Teil der südostchinesischen Metropolregion und damit mit Shenzen Bestandteil einer der weltweit dynamischsten Industriezentren. Allerdings mit der Folge von Lärm, Enge, Smog und subtropischer Hitze sowie sozialer Verwerfungen wie Kriminalität und Prostitution.

Für Liebhaber europäischer Stadtbaukunst sind Hongkong, Shenzen und Shanghai Horrormetropolen: ausschließlich vertikales Wachsen mangels Platz, Einzelbauten gehen in der Masse der Hochhäuser unter, Mangel an öffentlichem Raum, Verkehrsplanung erst in Ansätzen. Es gibt jedoch momentan keine ökologisch vertretbare Alternative zu Höhendrang und Verdichtung. Rezepte hierfür kann das alte Europa nicht anbieten. Das ist wohl das Ergebnis der vorgenannten Konferenz. Wie bescheiden machen sich da unsere Probleme der Stadtentwicklung aus!

Kandinsky in Jena

Vom 6. September bis 22. November 2009 präsentieren die Kunstsammlungen Jena im Stadtmuseum eine beachtenswerte Ausstellung "Punkt und Linie zur Fläche - Kandinsky am Bauhaus" mit Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafik.
Wassily Kandinsky (1866 -1944), einer der wichtigsten Vertreter der abstrakten Malerei, wurde erst 1922
durch Walter Gropius an das Bauhaus Weimar als Formmeister für Wandmalerei und Lehrer im Vorkurs berufen. In kurzer Zeit wurde er zu einem der wichtigsten und innovativsten Lehrer am Bauhaus.

Seine Kontakte zu Jenaer Bürgern, insbesondere dem Jenaer Kunstverein, pflegte Kandinsky während seiner Bauhausjahre 1922 bis 1933 (auch nach dem Weggang des Bauhauses aus Weimar) rege und intensiv; seine Werke wurden in Jena in sechs Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und teilweise für die Sammlung des Kunstvereins gesichert. Exemplarisch dargestellt wird in der Ausstellung die Beziehung zu dem Künstler und Kunsthistoriker Walter Dexel, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband.

Drei Grafiken aus der Mappe "Kleine Welten", die in der Ausstellung komplett gezeigt wird.

Für unseren Ausstellungsbesuch am 3. November mussten wir Jena zweimal anfahren, da wir die Öffnungszeiten am Donnerstag von 14.00 bis 22.00 Uhr nicht beachtet hatten. Normalerweise ist von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, nur Donnerstag nicht! Bitte beachten!

1. November 2009

Neue Collage der Postkartenserie

Hier ist wieder eine neue Karte aus der Postkartenserie, entstanden vom 31.10. zum 01.11.2009:

Symposium zur Baukultur in Bad Langensalza

Ein zweitägiges Symposium mit ca. 80 Architekten, Historikern, Ingenieuren, Stadtplanern und Kommunalpolitikern fand Ende Oktober 2009 in Bad Langensalza statt, organisiert vom Europäischen Informations-Zentrum in der Thüringer Staatskanzlei. Unter dem Motto "90 Jahre Bauhaus - neue Herausforderungen durch die Europäische Energiepolitik" wurden die Erfordernisse des energieeffizienten und ökologischen Bauens und Sanierens in der Stadtgestaltung und an Beispielen historischer Altstadtkerne diskutiert. Bad Langensalza ist ein Beispiel gelungener Altstadtsanierung bei Einbeziehung des modernen Bauens. Wesentlichen Antel am Erfolg trägt dabei der Bürgermeister Bernhard Schönau, der (seit 1994 im Amt) die Stadtentwicklung mit bestimmt.

Nun kann man Städte wie Bad Langensalza und Speyer sicher nicht ohne weiteres miteinander vergleichen; aber den Einfluss von Bürgermeistern auf die Entwicklung ihrer Städte sehr wohl. Nach einem in der FAZ vom 28.Oktober 2009 veröffentlichtem Artikel hat der 2010 scheidende Oberbürgermeister Speyers, Werner Schineller, als Abschiedsgeschenk die Rheinpromenade der Stadt als Filetstück von 12 Hektar an drei Investoren verkauft - die Projektgesellschaft der LBBW Stuttgart Rhein-Neckar Wohnwerte, R & N Kurpfalz Immobilien Speyer und die Steber Wohnbau GmbH Speyer, welche dieses Gelände mit einer "exclusiven" Wohnbebauung vermarkten; Teile davon stehen bereits und verdecken mit ihrer nichtssagenden und banalen Architektur den Blick auf den Dom, der seit 1981 zum UNESCO-Welt-Kulturerbe zählt. Sogar ein ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet hat der städtische Bau- und Planungsausschuss - einer der Investoren ist dessen Mitglied - außer Kraft gestzt, um die Bebauung eines 37.000 m² großen Geländes vierhundert Meter längs des Rheins mit sechsgeschossigen Punkthäusern als "Neue Heimat für Manager und Rentner" zu ermöglichen.

Foto: Archiv Striffler aus FAZ

Soweit über den unheilvollen Einfluss von Bürgermeistern/Oberbürgermeistern auf die Stadtentwicklung, wenn wirtschaftliche Interessen dominieren und kein bürgerschaftliches Gegengewicht besteht. Wir benötigen echte Bürgerlichkeit, die es mit der Dummheit und Unverfrorenheit der Macht aufnimmt.

28. Oktober 2009

Farbe im Garten

Und wieder bringt der Herbst bei unseren Ahornen wunderbare Farbe in den Garten: Hier ein neugepflanzter Acer palmatus `Shishigashira`im zweiten Jahr vor der Kulisse hoher Gräser Calamagrostis x acutiflora `Stricta`- übrigens das einzige Gras, das aufrechtstehend den Winter überdauert.

Auch die Schlitzahorne zeigen Farbe und der ganze Garten bekommt sein Herbstkleid.

Und hier noch ein Tip für Gräserfreunde: Ein großes und reichhaltiges Gräserangebot findet man bei
E. Koch Staudenkulturen Erfurt, Im kleinen Feld 8, 99094 Erfurt an der Straße zwischen Bischleben und Möbisburg. Tel.: 0361 - 7968206. Öffnungszeiten: März - Oktober.

27. Oktober 2009

Neue Collagen:

Karte Nr. 7:In den letzten Tagen entstanden zwei neue Collagen: eine Fortsetzung der Postkartenserie - Nr. 7 und eine etwas größerformatige Collage, bei der ich ein bereits angefangenes Grundmotiv vom 08.10.2000 verwendet habe, also neun Jahre alt:

26. Oktober 2009

Zum 3. Mal "Jazz in memoriam Anna Amalia"

Am Sonnabend, dem 24. Januar 2009 waren, wie bereits angekündigt, die Musiker des Bernhard-Auge-Trios aus Bielefeld zum wiederholten Mal in Sachen Benefiz-Auktion "Jazz in memoriam Anna Amalia" in Weimar unterwegs. Wie immer in Christine Klostermann`s "Ilmschlösschen", diesmal vor ausverkauftem Haus. Wir (S. und ich) bekamen mit Mühe und Not noch ein Plätzchen am "Katzentisch" ganz vorn. Dafür fand sich ein lieber Gast ein: Birgid Holfeld, unsere legendäre Sängerin der "bs-combo" aus den 60er Jahren. Sie war nach einer Karriere in Funk und Fernsehen der DDR zuletzt im Institut für Schulmusik und Kirchenmusik der Hochschule für Musik Franz Liszt als Sprecherzieherin tätig und wir haben natürlich von alten Zeiten geplauscht, gemeinsam mit einem weiteren früheren Mitspieler, "Coli" Gentemann - Schlagzeuger - inzwischen auch Rentner, der im übrigen früher auch mit Bernhard Auge gespielt hat.

Birgid Holfeld
Das Berhard-Auge-Jazz-Trio hatte diesmal anstelle von Capo Meyer einen neuen Bassisten mit: Joachim Fitzon, der aber nicht weniger tolle Soli zeigte. Hier ist die diesjährige Besetzung:

Bandleader Bernhard Auge (p, org)Joachim Fitzon (b)Kenny Stewart (dr)Und hier die ganze Band:

Einen ganz großen Wurf tätigte Bernhard mit den Jazz-Adaptionen von vier Bach-Stücken, die beim gesamten Publikum ganz toll ankamen. Besonderen Eindruck hinterließ bei mir seine Version des "Erbarme Dich" aus der Matthäas-Passion.

Dann freuen wir uns also schon auf das Konzert 2010; dann wäre aber bei dem inzwischen entstandenen Publikumsandrang rechtzeitiges Erscheinen Voraussetzung für einen guten Platz.

ATTAC-Gruppe Weimar

In meinem Blogeintrag vom 08. Oktober 2009 habe ich über den Termin 06. Oktober für die Neugründung der ATTAC-Gruppe Weimar im ACC geschrieben. Offensichtlich ist diese Neugründung jetzt offiziell erfolgt: Heute meldet die TLZ die erfolgreiche Neugründung mit 15 Engagierten aller Altersklassen.
Die TLZ schreibt:
"Man wolle zurückfinden zu einem`faszinierenden`Gruppenleben und hofft, sich mit alternativen Ideen und Vorschlägen in die öffentliche Diskussion einbringen zu können."

Die Mitglieder der ATTAC-Gruppe rufen auf:
"Lasst den positiven Anfangsschwung nicht verpuffen, dann können wir das politische Weimar mitgestalten und weit darüber hinaus etwas verbessern!".
Dazu wünsche ich Erfolg und Stehvermögen.

Kontakt: attac-jena-weimar@web.de

20. Oktober 2009

Neue Collage

Anbei die Karte Nr. 6 aus der Postkartenserie, entstanden 20.10.2009:


DO X - Rekordflug vor 80 Jahren

Am 21. Oktober jährt sich zum 80. Mal eine Pioniertat: der Rekordflug eines zwölfmotorigen Flugschiffs Dornier Do X mit 169 Passagieren über dem Bodensee.

Mit der Do X schuf Claude Dornier zweifellos eines der eindrucksvollsten Flugzeuge der Luftfahrtgeschichte, das bereits am 12. Juli 1929 auf dem Bodensee zum Erstflug startete. Schon Konstruktion, der Bau und die erfolgreiche Erprobung der Do X wurden als technische Meisterleistung bewundert, wenn auch begleitet von der Skepsis vieler Fachleute. Eine Sensation wurde dann vor allem der vielbeachtete Demonstrationsflug vom 31. Januar 1931 bis zum 24. Mai 1932 durch Europa, über den Südatlantik nach Südamerika, von Rio de Janeiro bis New York und zurück über den Nordatlantik. Die Do X bewies dabei eine erstaunliche Betriebssicherheit und Leistungsfähigkeit. Auf der anschließenden Tournee durch viele deutsche Städte wurde die Do X von Hunderttausenden begeistert gefeiert. Dass dieses Flugzeug nie zu einer wirtschaftlichen Alternative für den Atlantikverkehr entwickelt werden konnte, schmälert aber seine Bedeutung als technisches Meisterwerk keineswegs. Bedingt durch eine Havarie bei der Wasserung auf der Donau bei Passau 1932 musste ein zweiter Europaflug abgebrochen werden. Das Flugschiff wurde 1935 nach Berlin als Hauptattraktion in das Verkehrsmuseum am Lehrter Bahnhof transportiert, wo es sein Ende bei alliierten Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg fand. Den Rest besorgten nach Kriegsende Schrotthändler und Souvenirjäger.

Auch nach einem erfolgreichen Beginn der Flugerprobung im Jahr 19929 wollte die Kritik an diesem ungewöhnlichen Flugapparat nicht verstummen. Es wurde vor allem bezweifelt, dass dieses Flugschiff neben seinem Eigengewicht noch eine nennenswerte Nutzlast tragen könne. So entschloss sich der Konstrukteur Claude Dornier beim 70. Erprobungsflug am 21. Oktober 1929 zu einem spektakulären Rekordflug. Neben der zehnköpfigen Besatzung gingen 169 Personen - neben den Vertretern der Presse überwiegend Werksangehörige - an Bord für den ersten Passagierflug. Im noch unverkleideten Aluminiumrumpf wurden dazu leichte Korbstühle montiert. Mit knapp 45 Tonnen Startgewicht wurde das maximale Fluggewicht der Do X noch gar nicht erreicht. Der Rundflug über den Bodensee über Bregenz, Lindau und Friedrichshafen dauerte 40 Minuten und stellte damit einen Passagierrekord dar, der erst 20 Jahre später überboten werden konnte.

Als Luftfahrtphilatelist habe ich natürlich in meiner Sammlung, welche die Geschichte des Luftverkehrs zwischen Europa und Amerika über den Atlantik umfasst, auch die Do X dokumentiert.Hier folgt ein Albumblatt zur Do X. Mit einem Teil dieser Sammlung (zur Katapultpost über Nord- und Südatlantik) habe ich bereits bei nationalen und internationalen Ausstellungen erfolgreich abgeschnitten (siehe Post vom 09. Januar 2007).

12. Oktober 2009

Es wird Herbst

Oktober

Die Blätter klirren. Goldenes Blech
im Konzert der Lüfte.

Unter der Wolken drohendem Pech
noch reine Düfte.

Der Nebel wischt viele Stellen fort
und überläßt es dem Denken,
in das fehlende Landschaftswort
Phantasien zu senken.


Doch das Nahe bleibt wie der Leib
an einem deutlich haften,
wie das Zimmer, die Kinder, das Weib
und die alten Leidenschaften.

Georg Maurer: Dreistrophenkalender 2. Auflage
Mitteldeutscher Verlag Halle 1962
Gesamtausstattung: Werner Klemke

Impression vom Zwiebelmarkt

Jedes Jahr zum Zwiebelmarkt treten auf den Bühnen der Weimarer Innenstadt Musikgruppen aller möglicher Stilrichtungen auf. Am Frauenplan vor Goethe`s Wohnhaus traf ich am Sonntag nachmittag Jürgen Postel und Helmut Pötsch ("Postel und Pötsch"), ihren Blues spielend, zwei inzwischen auch in die Jahre gekommene Musiker aus Weimar. Doch das Alter passt mehr und mehr zum Blues. Seit Anfang der 80er Jahre haben sich der Grafiker Postel und der Musiklehrer Pötsch gefunden und treten gemeinsam auf, erstmals Oktober 1981 in Dresden mit Alex und Stanley Blume.

Als es 1967 um unsere "bs-combo" in Weimar still wurde, da die Hälfte der Bandmitglieder zur NVA eingezogen wurde, habe ich gemeinsam mit unserem Tenorsaxophonisten Lothar Gläsner zur Überbrückung kurze Zeit in Helmut Pötsch`s Band "Unisono" gespielt, bis wir uns 1970 in neuer Besetzung neu gründen konnten. Nach dem Ende meiner Musikerlaufbahn 1973 blies Helmut die Posaune in einer Neubesetzung der nunmehr zeitgemäß "Gruppe BS" genannten Band und Mitte 1975 blieben nach einer weiteren Fluktuation nur noch vier Musiker dieser Gruppe übrig, die dann unter der Leitung Helmut Pötsch`s noch bis Anfang der 80er Jahre zusammenblieben. Helmut ist bekannt für seine Vielseitigkeit, er spielt Gitarre, Posaune, Piano und Orgel und singt Folk und Blues. Die zweite CD der Beiden läuft unter dem Titel "Roots" - und ein Teil der Wurzeln haben wir gemeinsam erlebt.

11. Oktober 2009

Weimarer Zwiebelmarkt

Natürlich darf ich den Weimarer Zwiebelmarkt nicht vergessen: Thüringens ältestes und grösstes Volksfest ist noch in vollem Gange, über 300.000 Besucher werden erwartet und wer hat den Markt wohl eröffnet: Natürlich "Kani" am Donnerstagabend auf der temporären Bühne der Musikerkneipe am Teichplatz."Kani" (Bernhard Kanhold) und ich kennen sich schon sehr lange; als er E-Dur und A-Dur auf der Gitarre greifen konnte, wollte er anfangs der 60er Jahre eine Band aufmachen. Ich war damals zeitweilig in der Kommission des Weimarer Kreiskabinetts für Kulturarbeit für die Einstufung der Amateurkapellen und habe mich vehement dafür eingesetzt, dass "Kani" und seine Freunde eine Spielerlaubnis bekamen. Man war der Meinung, dass man diese Jungs mangels Spielqualität noch nicht auf ein Publikum loslassen dürfe. Ich habe argumentiert: Wo sollen die Jungs denn sich entwickeln, wenn sie nicht auftreten dürfen? Und so bekamen sie eine vorläufige und befristete Spielerlaubnis und "Polyphon" war geboren. Hier zeige ich ein Foto von 1963: "Kani" im Kasseturm in seiner auch damals schon unverwechselbaren Pose, die ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist:


Ich kann mich noch gut an ein Konzert der " Berliner Dampferband" im Kasseturm erinnern, bei dem "Kani" erstmalig eine Stripperin im Turm auftreten liess und damit Furore machte.
2008 hat "Kani" sein 45jähriges Bühnenjubiläum im ehemaligen Reithaus zusammen mit der Weimarer Gruppe "Rest of best" und deren 20jährigem Bühnenjubiläum gefeiert.

Ausstellung Amsterdam: Briefe van Gogh`s

Das Van Gogh Museum Amsterdam (Herausgeber Leo Jansen, Hans Luijten und Nienke Bakker) gibt eine Edition sämtlicher Briefe Van Gogh`s heraus - 819 Briefe von Van Gogh und 83 an Van Gogh - u.a. von Paul Gauguin, dem Bruder Theo Van Gogh und Paul Signac. Illustriert werden die 6 Bände mit 4300 Illustrationen von Werken Van Gogh`s bzw. in den Briefen erwähnten Werken anderer Künstler. Zum Preis von 395,- € (ab 4. Januar 2010 325,- €) wird diese Edition angeboten.

Gleichzeit eröffnete am 09. Oktober 2009 bis 03. Januar 2010 eine Ausstellung dazu, in der über 100 ausgewählte Originalbriefe und die dazugehörigen Werke Van Gogh`s gezeigt werden. Besondere Bedeutung erhält diese Korrespondenz durch ihre literarische Qualität. Van Gogh war "Maler und Schriftsteller" zugleich. In seinen Briefen schreibt er dem Bruder, als spräche er zu ihm, in fortlaufendem Plauderton, häufig sogar, ohne Satzzeichen zu setzen.

Die erste umfassende Ausgabe der Briefe Vincent van Goghs an seinen Bruder Theo erschien 1914/15 in Amsterdam, herausgegeben von Theo´s Frau Johanna van Gogh-Bonger. Die deutsche Übertragung erschien 1928 bei Paul Cassiri in Berlin, teilweise mit Irrtümern und sinnentstellenden Fehlübersetzungen. Zwischen 1952 und 1954 erschien eine neue, philologische Genauigkeit anstrebende Originalausgabe in der Wereldbibliothek (Amsterdam-Antwerpen).

In meiner Bibliothek findet sich eine wunderschöne Ausgabe des Henschelverlages Berlin von 1961, die auf der sorgfältig überarbeiteten Ausgabe der Wereldbibliothek fusst: "Als Mensch unter Menschen - Vincent van Gogh in seinen Briefen an den Bruder Theo" (3. Auflage 1961, 2 Bände in Kassette). Bei dieser Auswahl ist versucht worden, aus dem Briefekomplex einen Kern herauszuschälen, der den Menschen und Künstler in seiner bleibenden geschichtlichen Bedeutung zeigt. Dabei wurde auf die Briefform verzichtet; es ist eher ein Tagebuch geworden, was die Lesbarkeit natürlich wesentlich erhöht und Wiederholungen ausschliesst. Die Bände sind sehr aufwendig edidiert, alle Abbildungen sind gesondert gedruckt und eingeklebt, allerdings leidet das Papier unter der DDR-üblichen schlechten Qualität. Dafür kostete diese Ausgabe damals 21,50 Mark der DDR! Bü
cher waren in der DDR gestützt und deshalb billig, allerdings aufgrund der oftmals geringen Auflagen eben schwer erreichbar. Wem die Amsterdamer Neuausgabe zu teuer ist, sollte im Antiquriat nach der vorgenannten Ausgabe suchen. Hier ist sie:

8. Oktober 2009

Attac in Weimar

Am 6. Oktober 2009 trafen sich im Weimarer ACC 15 Interessierte zur Neugründung einer Attac-Gruppe Weimar. Initiatoren des Neuanfangs sind u.a. Kulturamtsreferentin Angela Egli und die Erziehungs-wissenschaftlerin Chris Brückner. Zu den ca. 150 passiven Sympathisanten soll der Kontakt wiederhergestellt werden.
Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit sollen u.a. die Auseinandersetzung mit PPP-Modellen und die "Aufdeckung lokaler Lobbyisten-Netzwerke" sein. Dazu ein Hinweis:
Zum Thema Lobbyismus hat der gemeinnützige Verein "LobbyControl - Initiative für Transparenz und Demokratie" einen informativen Reiseführer durch den Lobbydschungel Berlins herausgebracht. Bezug über LobbyControl e.V., Friedrichstr. 63, 50676 Köln. Preis: 7,50 €.
Internet: www.lobbycontrol.de

Nochmals: 100 Jahre Michel-Katalog

Nun hat auch die Thüringer Allgemeine vom 08. Oktober 2009 auf die Bereitstellung von Michel-Katalogen in Apoldas Stadtbibliothek hingewiesen; möglich wurde dies durch eine Schenkung des Schwaneberger-Verlages, jenes Verlages, der die Kataloge herausgibt. Damit begann zugleich inoffiziell die Ehrung Hugo Michels im Jahre 2010 - zum 100. Geburtstag des Michel-Kataloges. Weiter wird berichtet, dass an seinem "Geburtshaus" nächstes Jahr eine Gedenktafel angebracht werden soll. Das müsste dann aber in Knau an der Debra erfolgen und nicht in Apolda. Es kann sich also nur um sein Wohnhaus handeln. Ich hoffe nur, dass die Philatelisten in Weimar dieses Jubiläum nicht vergessen, denn die Kataloge wurden ja in seiner Weimarer Zeit herausgegeben.

Briefmarken-Preisbuch 1940 MINETO