20. November 2009

"Kunst als Dekokirsche"

Eine ähnliche Problematik wie in Hamburg beschreibt Niklas Maak in der FAZ vom 18. November 2009 unter dem Titel "Fort mit dem weißen Karton". Es geht um den letzten zentralen Bauplatz in Berlin am Humboldthafen, den Wowereit mit einer neuen Kunsthalle bebauen möchte, nachdem "Alexanderplatz und Potsdamer Platz mit Shoppingmalls und Kinos zugepflastert wurden, am Pariser Platz die schweigsamen Fassaden von Banken und Botschaften dominieren, am Platz der Republik Abgeordnetenbüros und Hundehaufen."

Hier einige wörtliche Ausschnitte:
"Wo zu viel offensichtlicher Kapitalismus herrscht, wird nach Kunst gerufen. So auch hier..."
"...Die eigentliche Frage lautet: Warum schon wieder eine Kunsthalle? Warum baut man wieder den gleichen öden weißen Karton? Könnte man Kunst nicht ganz anders zeigen?..."
"...Es ist in Mode gekommen, Kunsträume als wertsteigernde Dekokirsche auf kommerzielle Immobilienprojekte zu setzen; der Künstler soll dem Quartier das Aroma urbaner Widerständigkeit geben und so der Sterilität entgegenwirken, die das Projekt erst in die Stadt bringt. Es ist verständlich, dass die Künstler da streiken; dass sie sich nicht zu den Würstchen machen lassen, zu denen Wilhelm Brandt, Pressesprecher des Immobilienentwicklers VIVICO, sie erklärt, wenn er Kunst im "Tagesspiegel" als Köder bezeichnet, um wichtige Menschen in die Stadt zu locken: "Das ist wie bei einer Wursttheke: Je größer die Auswahl, desto besser...."
"...Der Humboldthafen ist Berlins letzter Platz, an dem Architekten und Stadtplaner zeigen könnten, wie der öffentliche Raum des einundzwanzigsten Jahrhunderts aussehen und welche Rolle Kultur dabei spielen soll..."

Vielleicht sollte man in der Begriffsgeschichte auf die hellenistische Antike zurückgehen, die das Wort Museum nicht nur auf ein Haus bezog, sondern damit einen ganzen Stadtteil bezeichnete, eine "poröse, auch sozial durchlässige Struktur, eine aus offenen Räumen zusammengewachsene Kulturlandschaft, in der Künste - auch Tanz, Theater, Musik - anders aufführbar wären?..."

19. November 2009

Allianz Oberbürgermeister - Investor auch in Altenburg

Die Skatstadt Altenburg macht von sich reden. Die Städtische Wohnungsgesellschaft Altenburg (SWG) plant mit Unterstützung des OB Michael Wolf (SPD) ein denkmalgeschütztes, bisher aber unsaniertes Gebäude am Marktplatz zugunsten eines Neubaus mit Wohnungen und Einkaufsmarkt abzureißen. So will sie einen "städtebaulichen Mißstand" beseitigen. Jedoch regt sich Widerstand durch Stadtratsmitglieder von CDU und Linkspartei und auch der Bürgerschaft gegen das Projekt, da "im thüringischen Altenburg einem der schönsten Marktplätze Deutschlands die Verstümmelung droht" (FAZ). Angeblich sei die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes wirtschaftlich nicht zumutbar, die SWG will sogar für ihren Neubau keine "architektenpreisverdächtige Neubebauung".

Wolfgang Hirsch hat dazu in der TLZ vom 19.11.09 einen bissigen Kommentar veröffentlicht:
"Die Crux mit dem Denkmalschutz". Er weist auf die im Osten Deutschlands in so großer Vielzahl erhaltenen Innenstädte hin, die mangels Kriegsschäden und Geld- sowie Kapazitätsmangel während der DDR-Zeit auf uns überkommen sind und von Politikern und Wirtschaftsvertretern oft als Altlasten angesehen werden.
Wörtlich: " So haben leider viele hiesige Stadtkerne ihr gewachsenes Antlitz bewahrt und stehen dafür in den großen Reiseführern. Zumal Westdeutsche, die von Hause ja häufig durch gesichtslose Innenstädte und uniform gestaltete Einkaufspassagen verwöhnt sind, fahren gerne gen Osten - etwa um die "Deutsche Renaissance" in Altenburg zu bewundern.Trotzdem sind wir das Geschwiemel ums historische Erbe jetzt leid! Und Besucher, die womöglich im Urlaub noch Geld ausgeben, braucht eine sterbende Stadt wie Altenburg schon gar nicht. So ist es hoch an der Zeit, den Marktplatz ein für allemal zu ruinieren. Der unheiligen Allianz von Stadtspitze und Wohnungsgesellschaft ist das - Gott sei Dank - zuzutrauen."

Nun kann man nur hoffen, dass der Widerstand der Bürger und hartnäckiger Stadträte der Stadtspitze in der heutigen Ratssitzung einen Strich durch Rechnung machen. Wie sich doch die Bilder gleichen! (siehe Speyer).

16. November 2009

Heute hat Oscar Wilde Geburtstag

Der 16. November ist der Geburtstag Oscar Wilde´s, der 1854 als zweites Kind von William und Jane Wilde unter dem Namen Oscar Fingal O´Flahertie Wills Wilde in Dublin geboren wurde. Bereits der Zwanzigjährige verkündete, er wolle Dichter werden und noch dazu berühmt. "Und wenn schon nicht berühmt, dann zumindest berüchtigt." Und er wurde beides.

In meiner Bibliothek findet sich die Biografie des amerikanischen Literaturwissenschaftlers Richard Ellmann (1918 - 1987). Berühmt wurde dieser durch seine James-Joyce-Biografie (1959) und seine Arbeiten über William Butler Yeats. Eine meiner größten antiquarischen Erwerbungen war eine Ausgabe der "Salome" mit den 16 Zeichnungen von Aubray Beardsley (Deutsch von Curt Moreck) - eine Ausgabe des Verlags Heinrich Böhme Hannover 1919, gedruckt in der Offizin der Mandruck-
Gesellschaft zu München. Eine verkleinerte Ausgabe brachte der Insel-Verlag Frankfurt 1919 als Insel-Bücherei Nr. 247 heraus (Übertragung von Hedwig Lachmann).

15. November 2009

"Ohne uns!" - die Reaktion

Die "Süddeutsche Zeitung" vom 13. November 2009 vermeldet, dass sich die Stadt Hamburg mit dem niederländischen Investor "HANZEVAST" auf den Rückkauf des von Künstlern bestzten Gängeviertel geeinigt hat. Für eine Summe von zwei Millionen Euro ist der Investor bereit, diese von mehr als 200 Hamburger Künstlern seit Ende August besetzten leerstehenden Häuser im Gängeviertel wieder der Stadt zu übertragen. Ca. 150 Hamburger Architekten hatten zuvor an die Stadt und die Öffentlichkeit appelliert, "das Gängeviertel für die Künstler unter Einbeziehung ihres Nutzungskonzeptes dauerhaft zu sichern."
Die Reste des Neustädter Gängeviertels bilden mit ihren Höfen und engen Gassen ein Ensemble aus drei Jahrhunderten Baukultur. Mit dem Protest sollten die denkmalwürdigen Gebäude gerettet werden. Siehe meinen Post vom 8. November 2009.

10. November 2009

20 Jahre Mauerfall

Zum 9. November wird auf allen Kanälen der Öffnung der Berliner Mauer 1989 gedacht. Dabei wird jedoch vergessen, dass es in der Welt inzwischen viele weitere "Mauern" gibt, die ähnlich abschreckend wie die Mauer bzw. der Grenzzaun zwischen Ost- und Westdeutschland wirken sollen. Das Besondere an der Grenzsituation in Deutschland war, dass sie gegen die eigene Bevölkerung gerichtet war, während die neuen Zäune und Mauern Eindringlinge von außen abhalten sollen. "Die Zeit" Nr. 257 vom 5. November 2009 zeigt exemplarisch einige dieser neuen Grenzen:

Der Inbegriff aller Mauern: Die große Chinesische Mauer:

Die Barriere zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko:

Die Mauer um Bethlehem in Palästina:Der Grenzzaun der spanischen Exklave Melilla an der marokkanischen Küste:

Wie schön wäre es, wenn wir alle diese Mauern und Zäune nicht mehr brauchten und sie nur noch als archäologische Sensationen wie die Chinesische Mauer besichtigen würden.

8. November 2009

"Ohne uns!" Ein Künstler-Manifest aus Hamburg

Passend zu den Informationen zur Stadtentwicklung und -gestaltung veröffentlicht "Die Zeit" Nr. 46 vom 5. November 2009 das Manifest "Not in our name, Marke Hamburg" leicht gekürzt, in dem Künstler gegen die unsoziale Politik vieler Städte protestieren, die Kultur nur noch als Lockmittel für Investoren begreifen. Zu den vielen Hundert Unterzeichnern gehören Musiker, Autoren und Maler.

Hier nur einige Auszüge, die das Anliegen und die Problematik verdeutlichen:

"Ein Gespenst geht um in Europa, seit der US-Ökonom Richard Florida vorgerechnet hat, dass nur Städte prosperieren, in denen sich die "Kreative Klasse`" wohlfühlt... Viele europäische Metropolen konkurrieren heute darum, zum Ansiedlungsgebiet für diese "kreative Klasse" zu werden.
Für Hamburg hat die Konkurrenz der Standorte mittlerweile dazu geführt, dass sich die städtische Politik immer mehr einer "Image-City" unterordnet. Es geht darum, ein bestimmtes Bild von Stadt in die Welt zu setzen: das Bild von der "pulsierenden Metropole", die "ein anregendes Umfeld und beste Chancen für Kulturschaffende aller Couleur" bietet. Eine stadteigene Marketing-Agentur sorgt dafür, dass dieses Bild als "Marke Hamburg" in die Medien eingespeist wird. Sie überschwemmt die Republik mit Broschüren, in denen aus Hamburg ein widerspruchsfreies, sozial befriedetes Fantasialand mit Elbphilharmonie und Tabledance, Blankenese und Schanze, Agenturleben und Künstlerszene wird. Harley-Days auf dem Kiez, Gay-Paraden in St. Georg, Off-Kunst-Spektakel in der Hafencity, Reeperbahn-Festival, Fanmeilen und Cruising Days: Kaum eine Woche vergeht ohne ein touristisches Megaevent, das "markenstärkende Funktion" überehmen soll.

... Wir weigern uns, über diese Stadt in Marketing-Kategorien zu sprechen. ... Wir lassen uns nicht für blöd verkaufen. Wir wollen weder dabei helfen, den Kiez als "bunten, frechen, vielseitigen Stadtteil" zu "positionieren", noch denken wir bei Hamburg an "Wasser, Weltoffenheit, Internationalität" oder was Euch sonst noch an "Erfolgsbausteinen der Marke Hamburg" einfällt....

... Wir haben schon verstanden: Wir, die Musik-, DJ-, Kunst-, Theater- und Film-Leute, die Kleine-geile-Läden-Betreiber und Ein-anderes-Lebensgefühl-Bringer sollen der Kontrapunkt sein zur "Stadt der Tiefgaragen". Wir sollen für Ambiente sorgen, für die Aura und den Freizeitwert, ohne den ein urbaner Standort heute nicht mehr global konkurrenzfähig ist. Wir sind willkommen. Einerseites. Andererseites hat die totale Inwertsetzung des städtischen Raumes zur Folge, dass wir - die wir doch Lockvögel sein sollen - in Scharen abwandern, weil es hier immer weniger bezahlbaren und bespielbaren Platz gibt.

... Wir sagen: Eine Stadt ist keine Marke. Eine Stadt ist auch kein Unternehmen. Eine Stadt ist ein Gemeinwesen.

Comic "Pünktchen und Anton"

Der Künstler Walter Trier (1890 - 1951) hat alle zwölf Kinder-Romane von Erich Kästner illustriert. Seine Titelbilder wie der bekannte Titel von "Emil und die Detektive" erscheinen bereits seit 80 Jahren unverändert und sind allbekannt. Er inspiriert Künstler bis heute - zum Beispiel Isabel Kreitz. Sie hat bereits Kästners Roman "Der 35. Mai" als Comic in der Art von Walter Trier illustriert, wofür sie 2008 mit dem "Max- und Moritz"-Preis ausgezeichnet wurde. Mit "Pünktchen und Anton" ist ihr nun ein weiterer Kästner-Comic gelungen - dabei das Berlin der 20er Jahre als Hintergrund. Nach ihrer Aussage waren dafür eigene Impressionen bei Berlin-Besuchen und historische Fotos die Grundlage. "Hintergründe und Schauplätze beschäftigen mich bei der Umsetzung eines Comics mindestens so sehr wie die Charaktere."
Das bestätigt einen gewissen seit Jahren wachsenden Trend, Berlin als immer populärere Kulisse für gezeichnete Geschichten zu wählen. Das hängt wohl mit den Spuren der Geschichte in Berlin zusammen, die einen interessanten Hintergrund bieten. Der amerikanische Zeichner Jason Lutes hat Berlin "als einen Schlüssel zum Verständnis des 20. Jahrhunderts" bezeichnet.

Das neue Comic-Buch von Isabel Kreitz liegt nun vor mir - ein Geschenk meiner Tochter S., die mein Interesse für Comics kennt und zeitweise fördert.

6. November 2009

Hannah Höch 120. Geburtstag

Foto: E. Jorarro Archiv Johannes Bauersachs

"Ich möchte die festen Grenzen verwischen, die wir Menschen, selbstsicher, um alles uns Erreichbare zu ziehen geneigt sind."
Hannah Höch (1889 - 1978)


Am 1. November 1889 wird Johanna Höch in Gotha als ältestes von fünf Kindern eines Versicherungs-Direktors geboren. Nach ihrem Studium an der Staatlichen Lehranstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin avanciert Hannah Höch unter den Berliner Dadaisten zur Collage-KÜnstlerin. Ihr Verdienst ist es, die Ausdrucksmittel des Dadaismus, Collage und Fotomontage, bis zu letzt in ihrem künstlerischen Schaffen weitergeführt und präzisiert zu haben.

Gesprengte Einheit 1955

Neben Kurt Schwitters verdanke ich ihr viele Anregungen und Impulse für meine Arbeiten.

Siehe auch meine Posts vom 08.01.07, 29.05./28.06.07

5. November 2009

Kapitulation vor Chinas Bauwahnsinn

Die Stadtplanung der Zukunft ist das Thema der Konferenz "Future City - Future Bauhaus", die ab heute im Audimax und Oberlichtsaal der Bauhaus Universität Weimar tagt. U.a. sollen Chancen und Risiken asiatischer und amerikanischer Megacities diskutiert werden. Dazu passt folgende Meldung:

Die diesjährige Konferenz des "International Seminar of Urban Form", einer weltumspannenden Organisation zur Erforschung des Stadtwandels, fand in Kanton (Guangzhou) statt, einer der am schnellsten wachsenden Städte Chinas. Kanton ist Teil der südostchinesischen Metropolregion und damit mit Shenzen Bestandteil einer der weltweit dynamischsten Industriezentren. Allerdings mit der Folge von Lärm, Enge, Smog und subtropischer Hitze sowie sozialer Verwerfungen wie Kriminalität und Prostitution.

Für Liebhaber europäischer Stadtbaukunst sind Hongkong, Shenzen und Shanghai Horrormetropolen: ausschließlich vertikales Wachsen mangels Platz, Einzelbauten gehen in der Masse der Hochhäuser unter, Mangel an öffentlichem Raum, Verkehrsplanung erst in Ansätzen. Es gibt jedoch momentan keine ökologisch vertretbare Alternative zu Höhendrang und Verdichtung. Rezepte hierfür kann das alte Europa nicht anbieten. Das ist wohl das Ergebnis der vorgenannten Konferenz. Wie bescheiden machen sich da unsere Probleme der Stadtentwicklung aus!

Kandinsky in Jena

Vom 6. September bis 22. November 2009 präsentieren die Kunstsammlungen Jena im Stadtmuseum eine beachtenswerte Ausstellung "Punkt und Linie zur Fläche - Kandinsky am Bauhaus" mit Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafik.
Wassily Kandinsky (1866 -1944), einer der wichtigsten Vertreter der abstrakten Malerei, wurde erst 1922
durch Walter Gropius an das Bauhaus Weimar als Formmeister für Wandmalerei und Lehrer im Vorkurs berufen. In kurzer Zeit wurde er zu einem der wichtigsten und innovativsten Lehrer am Bauhaus.

Seine Kontakte zu Jenaer Bürgern, insbesondere dem Jenaer Kunstverein, pflegte Kandinsky während seiner Bauhausjahre 1922 bis 1933 (auch nach dem Weggang des Bauhauses aus Weimar) rege und intensiv; seine Werke wurden in Jena in sechs Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und teilweise für die Sammlung des Kunstvereins gesichert. Exemplarisch dargestellt wird in der Ausstellung die Beziehung zu dem Künstler und Kunsthistoriker Walter Dexel, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband.

Drei Grafiken aus der Mappe "Kleine Welten", die in der Ausstellung komplett gezeigt wird.

Für unseren Ausstellungsbesuch am 3. November mussten wir Jena zweimal anfahren, da wir die Öffnungszeiten am Donnerstag von 14.00 bis 22.00 Uhr nicht beachtet hatten. Normalerweise ist von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, nur Donnerstag nicht! Bitte beachten!

1. November 2009

Neue Collage der Postkartenserie

Hier ist wieder eine neue Karte aus der Postkartenserie, entstanden vom 31.10. zum 01.11.2009:

Symposium zur Baukultur in Bad Langensalza

Ein zweitägiges Symposium mit ca. 80 Architekten, Historikern, Ingenieuren, Stadtplanern und Kommunalpolitikern fand Ende Oktober 2009 in Bad Langensalza statt, organisiert vom Europäischen Informations-Zentrum in der Thüringer Staatskanzlei. Unter dem Motto "90 Jahre Bauhaus - neue Herausforderungen durch die Europäische Energiepolitik" wurden die Erfordernisse des energieeffizienten und ökologischen Bauens und Sanierens in der Stadtgestaltung und an Beispielen historischer Altstadtkerne diskutiert. Bad Langensalza ist ein Beispiel gelungener Altstadtsanierung bei Einbeziehung des modernen Bauens. Wesentlichen Antel am Erfolg trägt dabei der Bürgermeister Bernhard Schönau, der (seit 1994 im Amt) die Stadtentwicklung mit bestimmt.

Nun kann man Städte wie Bad Langensalza und Speyer sicher nicht ohne weiteres miteinander vergleichen; aber den Einfluss von Bürgermeistern auf die Entwicklung ihrer Städte sehr wohl. Nach einem in der FAZ vom 28.Oktober 2009 veröffentlichtem Artikel hat der 2010 scheidende Oberbürgermeister Speyers, Werner Schineller, als Abschiedsgeschenk die Rheinpromenade der Stadt als Filetstück von 12 Hektar an drei Investoren verkauft - die Projektgesellschaft der LBBW Stuttgart Rhein-Neckar Wohnwerte, R & N Kurpfalz Immobilien Speyer und die Steber Wohnbau GmbH Speyer, welche dieses Gelände mit einer "exclusiven" Wohnbebauung vermarkten; Teile davon stehen bereits und verdecken mit ihrer nichtssagenden und banalen Architektur den Blick auf den Dom, der seit 1981 zum UNESCO-Welt-Kulturerbe zählt. Sogar ein ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet hat der städtische Bau- und Planungsausschuss - einer der Investoren ist dessen Mitglied - außer Kraft gestzt, um die Bebauung eines 37.000 m² großen Geländes vierhundert Meter längs des Rheins mit sechsgeschossigen Punkthäusern als "Neue Heimat für Manager und Rentner" zu ermöglichen.

Foto: Archiv Striffler aus FAZ

Soweit über den unheilvollen Einfluss von Bürgermeistern/Oberbürgermeistern auf die Stadtentwicklung, wenn wirtschaftliche Interessen dominieren und kein bürgerschaftliches Gegengewicht besteht. Wir benötigen echte Bürgerlichkeit, die es mit der Dummheit und Unverfrorenheit der Macht aufnimmt.