16. März 2010

175. Geburtstag Adolf von Donndorf

Heute vor vier Wochen , am 16. Februar 2010, jährte sich zum 175. Mal der Geburtstag des Weimarer Bildhauers Adolf von Donndorf. Am 16. Februar 1835 kam er in der Rittergasse 5 in der Altstadt Weimars als Sohn eines Tischlermeisters zur Welt. Seine Jugend verbrachte er im gegenüber dem ehemaligen Franziskanerkloster an der Rückseite des Wittumspalais gelegenen Wohnhaus Am Palais
Nr. 2.Foto: Peter Rost
Zwei seiner wichtigsten Werke prägen noch heute das Antlitz der Stadt: das Reiterstandbild des Großherzogs Carl August auf dem Platz der Demokratie und der Brunnen auf dem kleinen Platz Ecke Rittergasse/Geleitstraße. Sie gehören inzwischen zu den Wahrzeichen der Klassikerstadt. Während die Darstellung Carl August`s als römischer Imperator der damals üblichen Repräsentationskunst entspricht, zeigt der Brunnen an der Geleitstraße Donndorfs Freiheit der Gestaltung und Motivwahl, da er die Brunnenfigur als Geschenk der Stadt Weimar widmete. Zu diesem schönsten Weimarer Brunnen hier einige Worte zur Geschichte dieses Brunnens, dessen Figur es insgesamt viermal gibt:Im November 1876, nach seiner Übersiedlung nach Stuttgart, erhielt Donndorf den Auftrag, eine Brunnenfigur für New York zu schaffen. Auftraggeber war der Philantrop William D. James; errichtet wurde der Brunnen am Union Square und am 25. Oktober 1881 als "The James Fountain" enthüllt.

Foto: Archiv Rost
1892 schenkte der ebenfalls 1848 nach Amerika emigrierte Oswald Ottendorf (bis 1887 Herausgeber der deutschsprachigen "New Yorker Staatszeitung") seiner Heimatstadt Zwittau (heute Svitavy in der Tschech. Republik) einen Abguss der Brunnenfigurengruppe als Andenken an seine Mutter Katharina. Er wird daher "Mutterliebe" genannt. Der ursprünglich vor einer ebenfalls gestifteten Volksbücherei befindliche Brunnen wurde im Rahmen von Straßenbaumaßnahmen in einen Park verlegt.

Foto: Archiv Rost
Die zwei als Wasserspeier seitlich angebrachten Löwenköpfe wurden leider gestohlen, sollen aber mit Unterstützung der Stadt Stuttgart durch Nachguss der vom Weimarer Donndorfbrunnen abgenommenen Silikonmasken wiederhergestellt werden.
Als Donndorf 1894 erfuhr, dass in seiner Heimatstadt Weimar der sog. "Adelebrunnen" an der unteren Geleitstraße neu gestaltet werden sollte, stiftete er einen Abguss der New Yorker Brunnengruppe für diesen Brunnen zum Zeichen seiner Dankbarkeit gegenüber seiner Vaterstadt Weimar. An der Vorderseite des von Stadtbaumeister Schmidt entworfenen Brunnens trägt eine Bronzeplatte die Inschrift:
"Meiner Vaterstadt in Liebe und Dankbarkeit gewidmet."

Foto: Peter Rost
Die Bronzeplastik wurde 1995 konserviert; das den Brunnen umgebende Pflaster 1997 erneuert. Aber damit ist die Geschichte der Figurengruppe noch nicht beendet!
Nach New York, Svitavy und Weimar erhielt Stuttgart 1898 den vierten und letzten Abguss dieser Figurengruppe. Der Brunnen wurde vom Stuttgarter Stadtbaurat Emil Mayer entworfen und in blauem bayerischen Granit errichtet. Iniatoren des Brunnens waren der Stuttgarter Verleger Wilhelm Spemann unjd der Verein zur Förderung der Kunst. Namenspatronin des Brunnens ist Prinzessin Pauline, die Tochter des letzten Württemberger Königs, Wilhelm II. Die Bronzeplastik wurde allerdings im 1. Weltkrieg im Herbst 1917 eingeschmolzen. 1920 wurde an ihrer Stelle eine Granitschale angebracht, die jedoch nicht zu den Gesamtproportionen der Anlage passte. So gab es immer wieder Iniativen zur Vervollständigung der Brunnenanlage, die jedoch immer an Geldmangel scheiterten.2007 entschied die Stiftung "Stuttgarter Brünnele", den Paulinenbrunnen wieder mit der Figurengruppe Donndorfs zu bekrönen. In dieser Zeit erklärte sich die Stadt Weimar zur kooperativen Hilfeleistung bereit - der Donndorfbrunnen in Weimar sollte restauriert werden - und in diesem Zusammenhang wurde ein Silikonabdruck der Figur in Originalgröße sowie der beiden Löwenkopfspeier hergestellt. In der Fa. Strassaker in Süßen wurden die Figur gegossen und die letzten Feinarbeiten ausgeführt. Bereits im November 2007 erstrahlte der Weimarer Donndorf-Brunnen in neuem Glanz, am 4. Mai 2008 wurde die Mutterliebefigur auf dem Paulinenbrunnen in Stuttgart eingeweiht.


Foto: Archiv Rost
Der Standort des Weimarer Brunnens weist leider einen Makel auf - die gesamte Westseite des kleinen intimen Platzes mit ehemaligem Zeughaus und Landgericht wurde während der Bombardierung Weimars im Februar 1945 völlig zerstört und bisher nicht wieder aufgebaut. Lediglich entlang der Böttchergasse wurde ein Wohnblock errichtet, der das verbleibende Areal einschränkt und als möglichen Standort für das zukünftige Bauhausmuseum Weimars zusätzlich unbrauchbar macht.

Foto: Stadtmuseum Weimar
An dem verbliebenen Platz öffnen noch heute altstadtgerechte kleine Geschäfte ihre Türen:
die ehemalige Hofbuchhandlung Katarina Beckers, heute Buchhandlung "Thelemann", Buchbinder Rainer Schipke (vormals Uwe Feder), Schirmgeschäft Annelies Pennewitz mit dem kleinen Schirmmuseum im Obergeschoss und neuerdings ein Hostel. Bei Katarina Becker konnte man zu meiner Studienzeit manchmal einen Blick auf eine Klee-Radierung werfen; ein Kommilitone von mir erwarb damals drei Bauhauskarten zur Ausstellung 1920 bei ihr für je ca. 60,- M. Auch Buchbinder Feder war eine Weimarer Institution: er sammelt noch heute Karl-Mai-Ausgaben. Alle Mosaiksammler ließen hier ihre Jahrgänge binden - in rot. Er hatte ein eigenes System zum Auseinanderhalten der einzelnen Auftraggeber. So ist dieser Platz noch heute ein Stück Weimarer Geschichte.


Foto: Peter Rost
Übrigens hat Weimar durch das Unverständnis seines Landesfürsten nicht nur den Verlust der Rodin-Sammlung zu beklagen; die neuen Herren nach 1945 waren nicht besser: Donndorf hatte die Gipse fast aller seiner Werke in einem eigens dafür geschaffenen Museumsgebäude auf dem Gelände des heutigen Museums für Ur- Und Frühgeschichte aufgestellt; das Donndorf-Museum wurde am 30. Juli 1907 eingeweiht und nach 1945 zerstört.

5. März 2010

Kunsthalle Erfurt - "Farbwelten"

Das "Haus zum Roten Ochsen" in Erfurt Foto: Peter Rost

Das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld muss z. Zt. wegen Renovierungsarbeiten seine Sammlungen auslagern. Das bot die einzigartige Gelegenheit, internationale Spitzenwerte der klassischen Moderne in der Erfurter Kunsthalle im "Haus zum Roten Ochsen" zu zeigen. Diese Wanderausstellung war zuvor in Bremen in den Kunstsammlungen Böttcherstraße zu sehen und zeigt 57 ausgewählte Gemälde vom Impressionismus bis zur abstrakten Kunst sowie Plastiken von Lehmbruck, Barlach, Rodin und Picasso. Beginnend mit Hodlers Baumfäller fällt der Blick des Besuchers sofort auf ein Hauptwerk der Ausstellung, auf Claude Monets Sonnenuntergang mit dem britischen Parlamentsgebäude von 1904. Jeweils ein Exemplar zeigt die Emanzipation der Farbe in der Malerei bis hin zu Mondrians Farbflächen und der monochromen Malerei von Yves Klein und Antoni Tàpies. Hier fand ich ein Ausstellungsplakat von Ernst Ludwig Kirchner zu einer Ausstellung der Galerie Arnold 1910 wieder, das mich schon seit meiner Studentenzeit als Kunstpostkarte begleitete.

Kunstpostkarte VEB Verlag der Kunst Dresden Motiv Nr. 9576

Die kleine, aber feine Ausstellung ist der Höhepunkt des Ausstellungsprogramms 2010 der Kunsthalle Erfurt und noch bis 2. Mai 2010 geöffnet. Freien Eintritt gibt es jeweils eine Stunde vor Schließung des Hauses. Anschließend wird die Ausstellung noch in Würzburg, Cottbus, Freiburg (Br.) und Rotterdam gezeigt. Allerdings werden wohl möglicherweise nicht alle Bilder wegen ihres labilen Erhaltungszustandes auf Reisen gehen.

Die Gestaltung des Faltblattes zur Ausstellung übernahm Hajo Schüler, ein Erfurter Grafiker, mit dem ich Anfang der 60er Jahre in der Weimarer "bs-combo" gemeinsam spielte; seitdem haben wir uns trotz räumlicher Nähe nicht wiedergesehen, was ich aber demnächst nachholen will.